4.5. Zeitliche Schwankungen in der Bewegung von Blockgletschern

Seit den 1990er Jahren ist in den Alpen aufgrund der Erwärmung des Permafrosts ein Trend zu einer allgemeinen Beschleunigung der aktiven Blockgletscher zu beobachten.

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Bei der Untersuchung der Kinematik von Blockgletschern werden verschiedene Methoden zur Messung ihrer Bewegung eingesetzt: Wiederholte Vermessung von GPS-Punkten, Satellitenradarinterferometrie, Analyse von Orthofotos aus der Luft oder von Drohnen usw. (Abb. 1).

Die Blockgletscherbewegung weist drei Arten von zeitlichen Veränderungen auf, welche sich überlagern: (i) saisonale Schwankungen, (ii) jährliche Schwankungen und (iii) Veränderungen über ein (oder mehrere) Jahrzehnt(e). Diese Entwicklungen werden hauptsächlich durch das thermische Regime des Permafrosts gesteuert, obwohl viele andere Faktoren berücksichtigt werden müssen (Topografie, Eisgehalt, hydraulischer Druck, Sedimenteintrag usw.).

  1. Mehrjähriger Trend

Seit den 1990er Jahren ist in den Alpen eine deutliche Beschleunigung der aktiven Blockgletscher zu beobachten. Beispielsweise zeigten photogrammetrische Analysen von rund 15 Blockgletschern im Turtmanntal (VS) zwischen 1975-1993 und 1993-2001 insgesamt eine Verdoppelung der Oberflächengeschwindigkeiten (zwischen 16 und 350% je nach Blockgletscher) (Abb. 2). Seit 2005 hat sich der Beschleunigungstrend noch deutlich verstärkt, wie z. B. die Messungen am Blockgletscher Grosses Gufer zeigen (Abb. 3). Die allgemeine Beschleunigung der aktiven Blockgletscher in den Alpen ist eine Folge der Erwärmung des Permafrosts aufgrund des Anstiegs der Lufttemperatur seit dem Ende der 1980er Jahre: Die mechanischen Eigenschaften des Eises verändern sich und der Gehalt an unter Druck stehendem Wasser in den Poren des Blockgletschers steigt.

  1. Jährliche Schwankungen

Die (zwischen)jährlichen Schwankungen der Geschwindigkeit eines Blockgletschers können beträchtlich sein und manchmal von einem Jahr zum nächsten mehr als 50 % betragen. Die Schwankungen der Geschwindigkeit sind relativ homogen, unabhängig von der Geometrie, der Grösse und der Aktivität eines Blockgletschers. Die beobachteten Veränderungen werden hauptsächlich von saisonalen Witterungseinflüssen wie der Lufttemperatur im Sommer, dem Zeitpunkt des Einschneiens im Herbst und der Dauer der Schneebedeckung im Frühsommer verursacht (Abb. 4).

  1. Saisonale Schwankungen

Die Bewegung eines Blockgletschers im Jahresverlauf ist im Allgemeinen durch eine starke Beschleunigung während der Schneeschmelze, eine maximale Geschwindigkeit im Herbst und eine Verlangsamung im Winter gekennzeichnet. Die Amplitude der saisonalen Geschwindigkeitsänderungen variiert von Blockgletscher zu Blockgletscher stark (Abb. 5), und sogar zwischen verschiedenen Bereichen eines und desselben Blockgletschers: Einige weisen starke saisonale Geschwindigkeitsschwankungen auf (z. B. Min/Max-Verhältnis von 1:10 für den Graben Gufer Blockgletscher), während andere über das ganze Jahr hinweg eine relativ stabile Geschwindigkeit aufweisen (z. B. TsavoliresBlockgletscher im Vallon de Réchy) (Abb. 6). An ein und demselben Standort hingegen wiederholen sich die saisonalen Schwankungen Jahr für Jahr auf mehr oder weniger ähnliche Weise.