1.2. Kalter und temperierter Permafrost

Permafrost wird als Teil des Bodens/Untergrunds mit ganzjährig negativer Temperatur definiert. Delaloye (2004) schlägt vor, zwischen kaltem Permafrost (unter 0,5°C) und temperiertem Permafrost, dessen Temperatur am Schmelzpunkt (0°C) liegt, zu unterscheiden.

Die Definition von Permafrost, die im vorigen Blatt (Factsheet Permafrost 1.1) präsentiert wurde und von vielen Autoren gemeinhin akzeptiert wird, berücksichtigt jedoch nicht den Sonderfall, bei dem die Temperatur des gefrorenen Bodens das ganze Jahr über isotherm ist und genau dem Gefrierpunkt des Wassers oder dem Schmelzpunkt des Eises entspricht (~0°C). Dieser Fall ist an den Rändern von alpinen Permafrostgebieten häufig anzutreffen und könnte bei einer Fortsetzung der derzeitigen atmosphärischen Erwärmung häufiger auftreten.

Um den thermischen Zustand des alpinen Permafrosts genauer zu charakterisieren, kann die gängige Definition verfeinert werden: Permafrost ist Material unterhalb der Erdoberfläche, dessen Temperatur während des ganzen Jahres nie über der Schmelzpunkttemperatur von Eis (~0°C) liegt. Diese Definition ermöglicht ebenfalls die Unterscheidung zwischen:

  • Kalter Permafrost: Hier liegt die Jahresdurchschnittstemperatur deutlich unter ~0°C und beträgt oder übersteigt niemals 0°C. Dies ist beispielsweise beim Mùrtel-Corvatsch-Blockgletscher der Fall (Abb. 1-3).
  • Temperierter (oder «warmer») Permafrost: Hier liegt die Temperatur konstant bei ~0°C. Aufgrund der latenten Wärme, die zum Schmelzen des Eises benötigt wird oder während des Gefrierens freigesetzt wird (siehe Factsheet Permafrost Kapitel 2), ist diese Art der thermischen Situation umso stabiler, je höher der Eis- bzw. Wassergehalt des Materials ist. Die Temperaturschwankungen zwischen Sommer und Winter sind daher weit weniger ausgeprägt als bei kälterem Permafrost (Abb. 4 & 5).