1.4. Schwankungen der thermischen Bodeneigenschaften

Die räumliche Verteilung des Permafrosts in Bergregionen kann als Funktion der mittleren jährlichen Lufttemperatur (MAAT), welche von der Höhe abhängig ist, und drei Haupteinflussfaktoren (Eigenschaften der Geländeoberfläche, der Schneedecke und der Auftauschicht) verstanden werden.

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Der Schnee, die Bodenoberfläche und die Auftauschicht sind drei Filterebenen, welche Temperaturabweichungen (thermal offsets) von bis zu mehreren Grad zwischen der mittleren jährlichen Lufttemperatur und der Temperatur an der Permafrostobergrenze induzieren können (Abb. 1).

Eigenschaften der Geländeoberfläche

Topografische Parameter (Ausrichtung, Neigung, Vorhandensein eines höheren Reliefs) und von der Bodenbeschaffenheit abhängige Parameter (Albedo, Emissivität, Rauigkeit) bestimmen den Strahlungsaustausch zwischen der Atmosphäre und der Bodenoberfläche (Gesamtstrahlungsbilanz, die die Sonneneinstrahlung (kurzwellig) und die Infrarotstrahlung (langwellig) sowie sensible und latente Wärmeflüsse umfasst). Diese Parameter führen bei gleichen klimatischen Bedingungen und in gleicher Höhe zu räumlichen Unterschieden in der Bodentemperatur, die mehrere Grad betragen können.

Schneedecke

Aufgrund seiner sehr geringen Wärmeleitfähigkeit wirkt Schnee wie eine isolierende Schicht, deren Wirksamkeit mit zunehmender Dicke steigt und mit zunehmender Dichte abnimmt.Der Zeitpunkt des Einschneiens, die Dicke der Schneedecke und der Zeitpunkt der Schneeschmelze sowie die Umverteilung des Schnees durch Wind und Lawinen spielen eine entscheidende Rolle für die Temperaturen der Bodenoberfläche und des Permafrosts (Abb. 2 und 3):Ein spätes Einschneien lässt den Boden im Frühwinter stark abkühlen, während ein früher Schneefall im Herbst die Abkühlung des Bodens begrenzt.

Im Frühling und Sommer sind die Bereiche, die bis spät in der Saison schneebedeckt bleiben, vor Sonneneinstrahlung geschützt.

Zusammensetzung und Eigenschaften der Auftauschicht

Die Auftauschicht ist die oberste Schicht des Bodens/Untergrunds, die vom jahreszeitlich bedingten Auftauen betroffen ist. Die Wärmeübertragung erfolgt auf unterschiedliche Weise, wenn der Boden wenig oder eher durchlässig für Luft und Wasser ist (Abb. 4). Es lassen sich zwei Fälle unterscheiden:

  • In kompaktem Gestein und Lockergestein mit feiner Korngrössenverteilung (Sand, Kies) erfolgt die Wärmeübertragung hauptsächlich durch Konduktion (Wärmeleitung).
  • Wenn die Auftauschicht hauptsächlich aus grobem und porösem Material besteht, was in Lockermaterialansammlungen in Bergregionen (Schutt-/Geröllhalden, Blockgletscher) häufig vorkommt, ist die Wärmeübertragung komplexer. Da die Luft in einem sehr porösen Medium zirkulieren kann, finden erhebliche nicht-leitende Wärmeübertragungen in der vertikalen Ebene (Konvektion) und in der horizontalen Ebene (Advektion) statt.

Zusammenfassend lässt sich die räumliche Verteilung des Permafrosts in Bergregionen als Funktion der durchschnittlichen jährlichen Lufttemperatur (MAAT), die grösstenteils von der Höhe abhängt, und der drei Kontrollfaktoren (Eigenschaften der Geländeoberfläche, Eigenschaften der Auftauschicht und Eigenschaften der Schneedecke) auffassen.