4.7. Blockgletscher und Sedimentkaskade

Blockgletscher sind an der Speicherung und dem Transfer von Sedimenten hangauf- bis hangabwärts beteiligt. Wenn sie mit einem Gerinne verbunden sind, sind sie ein integraler Bestandteil der Sedimentkaskade.

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Um die Sedimentvorkommen und -transfers entlang eines Hanges zu bestimmen, insbesondere im Rahmen der Erstellung von Gefahrenkarten oder Schutzbauten gegen Murgänge, verwenden Geomorpholog:innen einen ganzheitlichen Ansatz, der darauf abzielt, die Funktionsweise der Sedimentkaskaden des Hanges zu verstehen (Abb. 1 & 2). Das Prinzip besteht darin, den Hang als «kaskadenartiges System von miteinander durch Rohre und Abflüsse verbundenen Kästchen zu verstehen, deren Durchmesser je nach Kapazität und Zufluss der verschiedenen Zweige des hydrografischen oder gravitativen Netzes variieren kann» (Theler 2010). Die Bestimmung von Sedimentbilanzen auf der Skala eines Tals, eines Hangs oder eines Wildbachsystems ermöglicht somit die Vorhersage von Veränderungen der Erosions- und Sedimentationsraten und erlaubt es, Ablagerungsgebiete auszuscheiden sowie die Dauer der Sediment(zwischen-)speicherung und die Art und Weise der Remobilisierung von Sedimenten abzuschätzen. Die Konnektivität der Sedimentquellen mit talwärts gelegenen Bereichen ist von besonderer Bedeutung für die Bewertung der Sedimentmengen, die beispielsweise während eines Murgangereignisses potenziell mobilisiert werden können (Abb. 3).

In den Alpen sind aktive Blockgletscher ein integraler Bestandteil der Sedimentkaskade. Sie fungieren sowohl als Ort der End- oder Zwischenlagerung von Material als auch als Transferelemente, die Gesteinsmaterial mit einer Geschwindigkeit von einigen Zentimetern bis zu mehreren Metern pro Jahr talwärts transportieren. Ein Blockgletscher, dessen Front auf einer flachen Ebene oder einem Hang liegt, der nicht mit einem Gerinne verbunden ist, ist nicht Bestandteil der Sedimentkaskade. Wenn seine Front jedoch direkt mit einem Gerinne verbunden ist oder sich an einem Hangabbruch befindet, kann das Material, aus dem er besteht, potenziell durch gravitative Prozesse (z. B. Steinschlag, Felssturz) oder fluviatile Prozesse (z. B. Murgänge) talwärts bewegt werden (Abb. 4 & 5).

Die Analyse von Webcam-Bildern zusammen mit wiederholten Laserscans (LIDAR) ermöglichten ein besseres Verständnis der Erosionsprozesse, die an steilen Fronten von Blockgletschern ablaufen, welche direkt mit einem Gerinne verbunden sind. Für den Fall eines vorstossenden Blockgletschers inklusive Wasserzufuhr wurden vier Erosionsprozesse identifiziert: Abrutschen von Gesteinsschutt, Steinschlag, intensiver Abfluss von Wasser aus dem Blockgletscher, Oberflächenabfluss. Während der Schneeschmelze sind Erosionsereignisse besonders häufig (Abb. 6 & 7). Während der Sommermonate nimmt die Häufigkeit von Erosionsereignissen stark ab, mit Ausnahme von Tagen mit starken Regenfällen. Im Winter gibt es an der Front des Blockgletschers fast keine Erosion.