Die Reaktionszeit von Gletschern auf die globale Erwärmung ist je nach ihrer Grösse und ihrer topografischen und geografischen Lage sehr unterschiedlich. Grosse Gletscher wie der Aletschgletscher brauchen mehrere Jahrzehnte, um ihr Volumen und ihre Länge an die sich ändernden klimatischen Bedingungen anzupassen, während kleine Kargletscher wie der Plan Névé-Gletscher sich innerhalb von nur wenigen Jahren anpassen. Diese Unterschiede kommen auch in den Volumenschwankungen zum Ausdruck. Grosse Gletscher (Länge über 10 km) haben aufgrund ihrer Grösse im Zeitraum 1850-2000 durchschnittlich nur 15-20 % ihrer Länge verloren. Kleine Kargletscher (Länge unter 1 km) hingegen haben im selben Zeitraum durchschnittlich 40-70 % ihrer Länge verloren (Abb. 2). Der Trend geht also dahin, dass die kleineren Gletscher verschwinden und die grösseren Gletscher kleiner werden, was letztendlich ihre Trägheit gegenüber dem Klimawandel verringert und die Geschwindigkeit ihres Schwundes erhöht (Abb. 3 & 4).
Fig. 1 – Évolution (a) du volume et (b) de la surface des glaciers des Alpes européennes pour diverses simulations obtenues grâce au modèle de haute résolution régional (RCM : high-resolution regional climate model) EURO-CORDEX (COordinated Regional climate Down-scaling EXperiment applied over Europe) sur la base des conditions moyennes 1988-2017. Les lignes minces correspondent à des simulations RCM individuelles (51 au total). La ligne épaisse représente la moyenne du RCM. Les bandes colorées transparentes correspondent à un écart-type. En (a), les lignes pointillées colorées correspondent aux simulations du modèle qui sont les plus proches de la moyenne multi-modèle. La ligne verticale en pointillés représente l’année 2017. (a) Axe x gauche : volume en km3, Axe x droit: fraction du volume par rapport à 2017 en %. (b) Axe x gauche : surface en km2. Axe x droit: fraction de la surface par rapport à 2017 en %. Axe y années calendaires.
Abb.1: Entwicklung (a) des Volumens und (b) der Fläche der Gletscher in den europäischen Alpen für verschiedene Simulationen mit dem hochaufgelösten regionalen Klimamodell (RCM) EURO-CORDEX (COordinated Regional climate Downscaling EXperiment applied over Europe), basierend auf den durchschnittlichen Bedingungen von 1988-2017. Die dünnen Linien entsprechen einzelnen RCM-Simulationen (insgesamt 51). Die dicke Linie stellt den RCM-Durchschnitt dar. Die transparenten farbigen Flächen entsprechen einer Standardabweichung. In (a) entsprechen die farbig-gestrichelten Linien den Modellsimulationen, die dem Multi-Modell-Mittelwert am nächsten kommen. Die gestrichelte vertikale Linie steht für das Jahr 2017. (a) Linke x-Achse: Gletschervolumen in km3, rechte x-Achse: Anteil des Gletschervolumens im Vergleich zu 2017 in %. (b) Linke x-Achse: Gletscherfläche in km2. Rechte x-Achse: Anteil der Gletscherfläche im Vergleich zu 2017 in %. y-Achse: Kalenderjahre.
Fig. 2 – Comparaison du retrait de quatre glaciers alpins de taille différente depuis la fin du XIXᵉ siècle.
Abb.2: Vergleich des Rückzugs von vier unterschiedlich grossen Alpengletschern seit dem Ende des 19. Jahrhunderts.
Fig. 3 – Variations de longueur du Fig. 4 – Scénario de retrait pour une élévation de la ligne d’équilibre de 100 m pour le glacier de Tsanfleuron (Col du Sanetsch, VS). La photo a été prise en octobre 1994. Le scénario de retrait a été établi sur la base des données de Maisch et al. (2000). (Col du Sanetsch, VS) depuis la fin du XIXᵉ siècle.
Abb.3: Längenänderungen des Tsanfleuron-Gletschers (Sanetschpass, VS) seit dem Ende des 19. Jahrhunderts.
Abb. 4: Rückzugsszenario bei einem Anstieg der Gleichgewichtslinie um 100 m für den Tsanfleuron-Gletscher (Sanetschpass, VS). Das Foto wurde im Oktober 1994 aufgenommen. Das Rückzugsszenario wurde auf der Datengrundlage von Maisch et al. (2000) erstellt.
Abb. 4: Rückzugsszenario bei einem Anstieg der Gleichgewichtslinie um 100 m für den Tsanfleuron-Gletscher (Sanetschpass, VS). Das Foto wurde im Oktober 1994 aufgenommen. Das Rückzugsszenario wurde auf der Datengrundlage von Maisch et al. (2000) erstellt.