4.5 Gletscherschwankungen im Holozän

Das Holozän (11’650 Jahre cal BP bis heute) war relativ warm und klimatisch vergleichsweise stabil. Zwar gab es einige Gletscherschwankungen, doch waren diese im Vergleich zu den Vorstössen des Spätglazials sehr begrenzt und auf die hochalpinen Täler beschränkt. Eine besonders kalte Periode, die als Kleine Eiszeit bezeichnet wird, ereignete sich zwischen 1350 und 1850 n. Chr. (Abb. 1).

Print Friendly, PDF & Email

Die zahlreichen Gletscherschwankungen haben innerhalb eines sehr begrenzten Perimeters stattgefunden. Durch Überlagerung oder seitliche Akkretion von Moränen haben sich grosse Moränenkomplexe gebildet (Abb. 2)  Bei den sogenannten „historischen Moränen“ handelt es sich daher in vielen Fällen um Moränenkomplexe, die während des gesamten Holozäns entstanden sind.

Durch die Analyse von Holz- und Torfresten in der Nähe von Gletschern oder innerhalb von proglazialen Schwemmebenen konnten (für insgesamt 5.400 Jahre) 10 Warmperioden mit Gletscherschmelze nachgewiesen werden, die jeweils durch Perioden mit Gletschervorstössen voneinander getrennt waren (Abb. 3).  Somit war die Ausdehnung der Alpengletscher während mehr als der Hälfte der letzten elftausend Jahre geringer als heute. Die Phasen mit einer geringeren Gletscherausdehnung als heute stimmen mit Zeiten erhöhter Sonnenaktivität überein. Da viele hochalpine Passübergänge eisfrei waren, könnten diese Warmphasen mit den Zeiten der Besiedlung der Alpentäler durch den Menschen zusammenhängen (siehe Factsheet Gletscher 5.2). Es ist wichtig zu betonen, dass eine geringere Gletscherausdehnung im Holozän im Vergleich zu heute nicht direkt mit einem wärmeren Klima in Verbindung gebracht werden kann. Die Zeit, die ein Gletscher braucht, seine Geometrie an neue klimatische Bedingungen anzupassen, variiert für grössere Alpengletscher typischerweise zwischen 30 und 50 Jahren; heute sind die Alpengletscher noch nicht im Gleichgewicht mit den Temperaturveränderungen der letzten Jahrzehnte.