Die zahlreichen Gletscherschwankungen haben innerhalb eines sehr begrenzten Perimeters stattgefunden. Durch Überlagerung oder seitliche Akkretion von Moränen haben sich grosse Moränenkomplexe gebildet (Abb. 2) Bei den sogenannten „historischen Moränen“ handelt es sich daher in vielen Fällen um Moränenkomplexe, die während des gesamten Holozäns entstanden sind.
Durch die Analyse von Holz- und Torfresten in der Nähe von Gletschern oder innerhalb von proglazialen Schwemmebenen konnten (für insgesamt 5.400 Jahre) 10 Warmperioden mit Gletscherschmelze nachgewiesen werden, die jeweils durch Perioden mit Gletschervorstössen voneinander getrennt waren (Abb. 3). Somit war die Ausdehnung der Alpengletscher während mehr als der Hälfte der letzten elftausend Jahre geringer als heute. Die Phasen mit einer geringeren Gletscherausdehnung als heute stimmen mit Zeiten erhöhter Sonnenaktivität überein. Da viele hochalpine Passübergänge eisfrei waren, könnten diese Warmphasen mit den Zeiten der Besiedlung der Alpentäler durch den Menschen zusammenhängen (siehe Factsheet Gletscher 5.2). Es ist wichtig zu betonen, dass eine geringere Gletscherausdehnung im Holozän im Vergleich zu heute nicht direkt mit einem wärmeren Klima in Verbindung gebracht werden kann. Die Zeit, die ein Gletscher braucht, seine Geometrie an neue klimatische Bedingungen anzupassen, variiert für grössere Alpengletscher typischerweise zwischen 30 und 50 Jahren; heute sind die Alpengletscher noch nicht im Gleichgewicht mit den Temperaturveränderungen der letzten Jahrzehnte.
Fig. 1 – Fluctuations du glacier d’Aletsch (VS) dans la dernière partie de l’Holocène.
Abb. 1: Schwankungen des Aletschgletschers(VS) im letzten Teil des Holozäns.
Fig. 2 – Complexe des moraines holocènes et historiques du glacier de Tsijore Nouve (Val d’Arolla, VS).
Abb. 2: Holozäner und historischer Moränenkomplex des Tsijore Nouve Gletschers(Val d’Arolla, VS).
Fig. 3 – Vue d’ensemble des retraits glaciaires datés, comparés aux avancées glaciaires, dans les Alpes européennes, durant d’Holocène. (a) Histogramme des retraits glaciaires datés dans les Alpes suisses, d’après une étude réalisée par Joerin et al. (2006). (b) Courbe de longueur du glacier d’Aletsch (VS) d’après Holzhauser et al. (2005) indiquant de plus faibles extensions du glacier que celle enregistrée en 2002 (L = 2002) et plusieurs positions comparables à l’étendue du Petit Age Glaciaire (L = 1860).
Abb. 3: Überblick über datierte Gletscherrückgänge im Vergleich zu Gletschervorstössen in den europäischen Alpen im Holozän. (a) Histogramm der datierten Gletscherrückgänge in den Schweizer Alpen nach einer Studie von Joerin et al. (2006). (b) Längenkurve des Aletschgletschers (VS) nach Holzhauser et al. (2005), die geringere Ausdehnungen des Gletschers als 2002 (L = 2002) und mehrere Ausdehnungen zeigt, die mit jener der Kleinen Eiszeit (L = 1860) vergleichbar sind.