Gletscher-Surges werden durch periodische Veränderungen der Fliessdynamik bestimmt. Es wechseln sich Zeiten geringer Aktivität mit Zeiten ausserordentlich hoher Flessgeschwindigkeiten und Vorstossen des Gletschers ab. Messungen am Variegated Glacier (Alaska) zeigen Fliessgeschwindigkeiten, die von weniger als 1 m pro Tag in der «Ruhephase» auf mehr als 50 m pro Tag während des Surges ansteigen. Dadurch kann der Gletscher innerhalb weniger Monate um mehrere Kilometer vorstossen. Der rasche Massentransfer talwärts, der mit einem Surge einhergeht, führt zu einem Absinken der Gletscheroberfläche im Akkumulationsgebiet und einem völlig verspalteten unteren Teil des Gletschers, der rasch vorstösst. Das Gletschervorfeld wird durch diesen plötzlichen Vorstoss stark verändert. Surgende Gletscher kommen beispielsweise in Alaska, Spitzbergen oder im Himalaya vor (Abb. 1). In den Alpen sind sie nicht sehr häufig. Der Belvedere-Gletscher (Südflanke des Monte Rosa) zeigte zwischen 2001 und 2002 einen surge-ähnlichen Vorstoss (Abb. 2 und 3). Weitere Beispiele von Gletschervorstössen, die einem Surge ähnelten, waren der schnelle Vorstoss (84 m in einem Jahr) des Findelen-Gletschers im Jahr 1980 (Abb. 4) oder die Vorstösse des Oberen Grindelwaldgletschers zwischen 1910-1925 und zwischen 1955-1985 (Abb. 5).
Die Ursachen für Gletscher-Surges sind noch nicht ganz verstanden. Es handelt sich nicht um rein klimatisch bedingte Gletschervorstösse, da Gletscher mit und ohne Surges in derselben Gebirgsregion nebeneinander existieren können. «Wahrscheinlich wird die Vorstossphase ausgelöst, wenn die Schmelze den Druck in einem durch den Winter verstopften hydraulischen System erhöht und das basale Gleiten begünstigt. Der Surge endet mit dem Abfliessen des subglazialen Wassers, wenn sich das Abflusssystem neu gebildet hat» (Zryd 2001: 109).