2.1 Glaziale Erosionsprozesse

Eis wirkt erosiv: Es verändert mechanisch und chemisch den felsigen Untergrund, über den es fliesst.

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Man unterscheidet drei Gruppen von Erosionsprozessen: Abrasion, Detraktion und fluvioglaziale Erosion (Abb. 1).Die mechanische Abrasion ist das Ergebnis der fliessbedingten Reibung am Gletscherbett von materialbeladenem Eis auf Festgestein; sie erfolgt auf zwei Arten: Gletscherschrammen, kleine Rillen oder Kratzspuren (Tiefe im Millimeterbereich) auf der Gesteinsoberfläche, dieparallel zur Fliessrichtung durch im Eis eingefrorene Steine entstehen, und Gletscherschliff, der durch relativ gleichmässiges Abschleifen des Gesteins durch die Reibung der Gletscherbewegung entsteht. Gletscherschliff überwiegt dort, wo der Härteunterschied zwischen den im basalen Eis und im Grundgestein enthaltenen (Gesteins-)Materialiengering ist.Das Losreissen/Herauslösen von Material aus dem Festgestein am Gletscherbett (mechanische Erosion durch Detraktion) ist die zweite Art von glazialen Erosionsprozessen. Der Gletscher reisst Stücke aus dem Felsbett heraus, die in die Grundmoräne eingearbeitet werden. Rundhöcker sind eine weit verbreitete Form der glazialen Erosion, die aus der Kombination dieser beiden Prozesse (Abrasion und Detraktion) entstehen (siehe Factsheet Glazialmorphologie 2.2).

Bei temperierten Gletschern stellt die fluvioglaziale Erosion durch Schmelzwasser am Gletscherbett, das manchmal unter hohem Druck steht, einen dritten Erosionsprozess dar.

Einen Sonderfall stellt die glaziale Karsterosion dar: Auf kalkhaltigem Substrat wird die Abtragung teilweise durch chemische Lösungsprozesse verursacht.

Die Abtragung durch glaziale Erosionsprozesse variiert stark von Gletscher zu Gletscher und hängt von glaziologischen (z. B. Fliessgeschwindigkeiten) und geomorphologischen Bedingungen ab. Typische Werte liegen bei 0,01 mm/Jahr für kalte Gletscher, 1 mm/Jahr für kleine, temperierte Gletscher (Messungen unter dem Argentière-Gletscher, Arve-Tal, ergaben jedoch Raten von 36 mm/Jahr auf Marmor) und 10-100 mm/Jahr für sehr schnelle, temperierte Gletscher in Alaska.