Auf mittlerer Skala (Hang) stellen die Rundhöcker (auch roches moutonnées), ein Begriff, der von Horace-Bénédict de Saussure im Chamonix-Tal eingeführt wurde, die wichtigste glaziale Erosionsform dar (Abb. 1-3). Sie sind das Ergebnis von Abrasions- und Detraktionsprozessen. Rundhöcker sind glatt und haben eine asymmetrische Form: Bergwärts (Luv-Seite) sind sie abgeschliffen, wo der Gletscher auf den Felsen (das Hindernis in Fliessrichtung) gedrückt wird, und talwärts (Lee-Seite) von Hindernissen kantig, wo der Gletscher sich vom Felsen abhebt und durch Wiedergefrieren des subglazialen Wassers Felsstücke ab- und in Fliessrichtung mitgerissen werden.Die Oberfläche eines vom Gletscher abgeschliffenen Felsens weist verschiedene Arten von Mikroformen auf, z. B. Gletscherschrammen, die durch die Bewegung des Gletschers über den Felsen entstehen (Abb. 4), Rattails (“Rattenschwänze”), die durch unterschiedlich starke Abrasion (differentielle Erosion) des Festgesteins entstehen, sowie Sichelbrüche, Parabelrisse und Sichelwannen, die durch das Abreissen von Stücken aus dem Festgestein durch den Gletscher entstehen (Abb. 5).
Zu diesen Formen der Abrasion kommen noch die Formen hinzu, die mit dem subglazialen Abfluss (Erosion durch subglaziales Schmelzwasser) zusammenhängen: Nye channels sind Rinnen, die durch den subglazialen Abfluss ins Felsbett eingeschnittenwurden. Sie können mit Gletschertöpfen verbunden sein, die durch den Abrieb des Festgesteins durch sedimenthaltiges Schmelzwasser entstanden sind (Abb. 6-8).
Fig. 1 – Dissymétrie des roches moutonnées liées à l’arrachement à l’aval de l’obstacle (adapté de Maisch et al., 1993).
Abb. 1: Asymmetrie der Rundhöcker (roches moutonnées) durch Abrasion bergwärts (Luv-Seite) und Detraktion talwärts (Lee-Seite) des Hindernisses (angepasst nach Maisch et al., 1993).
Fig. 2 – Morphologie dissymétrique des roches moutonnées du Vadrecc dal Valdraus(Val Camadra, TI) due au polissage et à l’arrachement. Ecoulement du glacier de la droite vers la gauche.
Abb. 2: Asymmetrische Morphologie von Rundhöckern des Vadrecc dal Valdraus (Val Camadra, TI) aufgrund von Abrasion und Detraktion. Ehemalige Fliessrichtung des Gletschers von rechts nach links.
Fig. 3 – Roches moutonnées en aval du glacier de Moiry (Val de Moiry, VS).
Abb. 3: Rundhöcker unterhalb des Moiry-Gletschers (Val de Moiry, VS).
Fig. 4 – Stries glaciaires sur substratum de calcaire laissées par le glacier de Tsanfleuron (Col du Sanetsch, VS). La flèche jaune indique les stries, la flèche orange des veines de calcite dans le substratum.
Abb. 4: Gletscherschrammen auf Kalkstein, die derTsanfleuron-Gletscher (Sanetschpass, VS) hinterlassen hat. Der gelbe Pfeil zeigt auf Gletscherschrammen, der orangefarbene Pfeil weist auf Kalzitadern (nicht in Fliessrichtung des Gletschers).
Fig. 5 – Coups de gouge sur substratum gneissique en aval du Vadrecc dal Valdraus (Val Camadra, TI). Le crayon indique la direction du glacier.
Abb. 5: Sichelbrüche auf Gneis unterhalb des Vadrecc dal Valdraus (Val Camadra, TI). Der Bleistift zeigt die ehemalige Fliessrichtung des Gletschers an.
Fig. 6 – Étapes de la formation d’une marmite par l’eau s’écoulant sous un glacier.
Abb. 6: Phasen der Entstehung eines Gletschertopfes durch sedimentbeladenes, unter Druck stehendes Schmelzwasser am Gletscherbett.
Fig. 7 – Les parois et le fond de la marmite gardent la trace de l’écoulement turbulent de l’eau descendant en spirale. Exemple : Marmite glaciaire des Caillettes, Bex (VD).
Abb. 7: Die Wände und der Boden des Gletschertopfes behalten die Spuren der subglazial turbulenten Strömung des spiralförmig nach unten fliessenden Wassers. Beispiel: Gletschertopf von Les Caillettes, Bex (VD).