Auf mittlerer Skala (Hang) stellen die Rundhöcker (auch roches moutonnées), ein Begriff, der von Horace-Bénédict de Saussure im Chamonix-Tal eingeführt wurde, die wichtigste glaziale Erosionsform dar (Abb. 1-3). Sie sind das Ergebnis von Abrasions- und Detraktionsprozessen. Rundhöcker sind glatt und haben eine asymmetrische Form: Bergwärts (Luv-Seite) sind sie abgeschliffen, wo der Gletscher auf den Felsen (das Hindernis in Fliessrichtung) gedrückt wird, und talwärts (Lee-Seite) von Hindernissen kantig, wo der Gletscher sich vom Felsen abhebt und durch Wiedergefrieren des subglazialen Wassers Felsstücke ab- und in Fliessrichtung mitgerissen werden. Die Oberfläche eines vom Gletscher abgeschliffenen Felsens weist verschiedene Arten von Mikroformen auf, z. B. Gletscherschrammen, die durch die Bewegung des Gletschers über den Felsen entstehen (Abb. 4), Rattails (“Rattenschwänze”), die durch unterschiedlich starke Abrasion (differentielle Erosion) des Festgesteins entstehen, sowie Sichelbrüche, Parabelrisse und Sichelwannen, die durch das Abreissen von Stücken aus dem Festgestein durch den Gletscher entstehen (Abb. 5).
Zu diesen Formen der Abrasion kommen noch die Formen hinzu, die mit dem subglazialen Abfluss (Erosion durch subglaziales Schmelzwasser) zusammenhängen: Nye channels sind Rinnen, die durch den subglazialen Abfluss ins Felsbett eingeschnitten wurden. Sie können mit Gletschertöpfen verbunden sein, die durch den Abrieb des Festgesteins durch sedimenthaltiges Schmelzwasser entstanden sind (Abb. 6-8).
Abb. 1: Rundhöckerasymmerie
Abb. 1: Asymmetrie der Rundhöcker (roches moutonnées) durch Abrasion bergwärts (Luv-Seite) und Detraktion
Abb. 2: Asymmetrische Morphologie von Rundhöckern
Abb. 2: Asymmetrische Morphologie von Rundhöckern des Vadrecc dal Valdraus (Val Camadra, TI) aufgrund von Abrasion und Detraktion. Ehemalige Fliessrichtung des Gletschers von rechts nach links.
Abb. 3: Rundhöcker unterhalb des Moiry-Gletschers
Abb. 3: Rundhöcker unterhalb des Moiry-Gletschers (Val de Moiry, VS).
Abb. 4: Gletscherschrammen auf Kalkstein
Abb. 4: Gletscherschrammen auf Kalkstein, die der Tsanfleuron-Gletscher (Sanetschpass, VS) hinterlassen hat. Der gelbe Pfeil zeigt auf Gletscherschrammen, der orangefarbene Pfeil weist auf Kalzitadern (nicht in Fliessrichtung des Gletschers).
Abb. 5: Sichelbrüche
Abb. 5: Sichelbrüche auf Gneis unterhalb des Vadrecc dal Valdraus (Val Camadra, TI). Der Bleistift zeigt die ehemalige Fliessrichtung des Gletschers an.
Abb. 6: Phasen der Entstehung eines Gletschertopfes
Abb. 6: Phasen der Entstehung eines Gletschertopfes durch sedimentbeladenes, unter Druck stehendes Schmelzwasser am Gletscherbett.
Abb. 7: Gletschertopf bei Bex
Abb. 7: Die Wände und der Boden des Gletschertopfes behalten die Spuren der subglazial turbulenten Strömung des spiralförmig nach unten fliessenden Wassers. Beispiel: Gletschertopf von Les Caillettes, Bex (VD).